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" Leoniden 2001 / Leonids 2001 "



" Leoniden 2001 / Leonids 2001 "
Frage : Was treibt Personen in kalten Novembernächten aus warmen
Wohnungen hinaus auf "eisige Höhen" über der Nebelgrenze ??
Antwort : Ein himmlisches Spektakel - so erlebt in der "Leoniden-Nacht"
(Sa. 17. auf So. 18. November 2001) auf dem Menzberg, wo ich
zwischen 03:00 Uhr und 06:45 Uhr 173 "Sternschnuppen" zählte !
Frage : Was ist eine Sternschnuppe ?
Antwort : Die Leuchterscheinung, die ein in die Erdatmosphäre eintretender
Meteoroid / Meteorit hervorruft, wird Meteor (oder im Volksmund :
Sternschnuppe) genannt.

Ein Meteoroid ist ein Stück Gestein (oder Metall), das im Weltraum umherfliegt.
Ein Meteorit ist ein Meteor, der nicht völlig in der Erdatmosphäre verglüht ist und auf den Erdboden aufschlägt.



Man unterscheidet zwischen sporadischen Meteoren und Meteorströmen (Meteorschwärme). Der Meteoroid (oder Meteorit) stösst beim Eintauchen in die Atmosphäre mit hoher Geschwindigkeit mit den Luftmolekülen zusammen. Infolge starker Wärmeentwicklung verdampfen kleinere Meteorite vollständig. Ein Meteorit hinterlässt einen "Kanal" stark angeregter Atome, die durch Lichtemission ihre Energie wieder abgeben und so die sichtbare Meteorerscheinung erzeugen. Die Anfangshöhe der Meteorerscheinung kann allgemein zwischen ca. 330 km und 100 km, die Endhöhe zwischen ca. 130 km bis wenige km über der Erdoberfläche liegen. Ein typischer Meteor erreicht seine maximale Helligkeit in einer Höhe von etwa 90 km und ist ungefähr eine Sekunde lang sichtbar. Die Einfallsgeschwindigkeit in die Atmosphäre beträgt zwischen 11 und 72 km/Sekunde und sein Gewicht liegt im Bereich von unter 2 Gramm !!

Neben den das ganze Jahr über kontinuierlich auftretenden sporadischen Meteoren gibt es Meteore, die in grosser Zahl und in bestimmten Perioden erscheinen. Es handelt sich um die bekannten Meteorströme, Meteorschauer oder Sternschnuppenschwärme. Diese entstehen, wenn die Erde ein Gebiet mit hoher Meteoritendichte passiert. Ein solcher Meteorstrom besteht aus Wolken meteoritischen Staubs, die von einem Kometen "abgeworfen" wurden. Wenn die Erde die Kometenbahn kreuzt (oder wenn sie sich relativ nahe an der Bahn vorbeibewegt), ist ein sehr starker Meteorschauer zu beobachten (dies ist jedoch relativ selten). Alle Meteore eines bestimmten Schauers scheinen von einer bestimmten Stelle am Himmel, dem Radianten (Ausstrahlungspunkt) auszugehen. Sie bewegen sich zwar auf parallelen Bahnen, scheinen jedoch infolge der Perspektive von einem Punkt am Himmel in alle Richtungen radial (Strahlenförmig, von einem Mittelpunkt ausgehend), wegzufliegen. Die Meteorschauer werden nach den lateinischen Namen der Sternbildern benannt, in denen die Radianten liegen. Die meisten der bedeutenden, jährlichen Meteorströme sind mit bestimmten, periodischen Kometen verknüpft.

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 Der Radiant (scheinbarer Ursprung) der Leoniden

Übers Jahr verteilt gibt es Zeiten, in denen besonders viele Sternschnuppen zu sehen sind. Alljährlich sind die bekannten Meteorströme wie Perseiden, Orioniden, Quadrantiden, Geminiden - um nur einige der bekanntesten zu nennen - aktiv.

Die Sternschnuppen der Leoniden haben ihren Ursprung im Kometen 55P/Tempel-Tuttle. Sie stammen von Kometenbruchstücken, die von der Sonne aus dem "schmutzigen Schneeball" Tempel-Tuttle herausgetaut wurden und nun die Bahn der Erde kreuzen. Der Komet hat nach seinem letzten Perihel von 1998 schon längst wieder Kurs in die Aussenbereiche des Sonnensystems genommen und wird erst in rund 30 Jahren wieder erscheinen.

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 Passage 2001  Passage 2002  Passage 2006

Die Leoniden treten vom 14. bis 21. November am Morgen-Himmel in Aktion. Ihr Radiant liegt im Löwen rund 10° nordöstlich von Regulus. Die Sternschnuppen sind ausserordentlich schnell (um 70 Kilometer pro Sekunde).

Die regelmässigen Meteorstürme der Leoniden lassen sich mehr als 1000 Jahre zurückverfolgen. Der Komet Tempel-Tuttle wurde im Jahre 1865 entdeckt und hat eine Umlaufzeit von 33,18 Jahren. Normalerweise sind nur 15 bis 20 Leoniden pro Stunde zu sehen, doch alle 33 Jahre gibt es ein gewaltiges Ansteigen der Aktivität in der Maximumsnacht, so auch geschehen in der Nacht vom 16. zum 17. November 1966. Überall in Europa wurden bis zu 100 Leoniden stündlich beobachtet - doch Meteorstürme sind meist sehr kurz (nur wenige Stunden) und daher meist nur auf ein lokal begrenztes Gebiet beschränkt. Im Jahre 1966 hatte eine Beobachtergruppe auf dem Kitt Peak in Arizona das Glück einen solchen Meteorsturm zu sehen. In der ersten Stunde sah jeder Beobachter 33 Leoniden, in der zweiten Stunde waren es schon 192 je Beobachter, in der dritten Beobachtungsstunde sah jedoch jeder Beobachter schätzungsweise 150.000 Sternschnuppen, das sind 2500 pro Minute bzw. 40 pro Sekunde. Ein einmaliges Schauspiel der Natur !



*** Die Leoniden 2001 ***

In Europa am Morgen des 18.11. (etwa 0 bis 5 Uhr UTC) war die Aktivität der Leoniden bereits weit über die alljährlichen Werte angestiegen: bis zu 100 Leoniden pro Stunde waren zu sehen. Es gab einen hohen Anteil sehr heller Meteore, sogenannte "Feuerkugeln" ("oder Boliden") mit zum Teil viele Minuten lang strahlenden "Persistent Trains" aus aktiv nachglühenden Gasen (siehe Photo's !).

In den USA am selben Morgen (jetzt zwischen 10 und 11 Uhr UTC) überschritt die Meteorrate zum ersten Mal Sturmstärke (definiert als 1000 Sternschnuppen pro Stunde für einen einzelnen Beobachter unter guten Bedingungen). Spitzenreiter war der Bundesstaat Arizona - dort berichteten Astronomen von bis zu 2600 Meteoriten pro Stunde. Vor und nach dem Sturmmaximum lag der Anteil der Feuerkugeln besonders hoch.

In Ostasien und Australien am Morgen des 19.11. (entsprechend zwischen 18 und 19 Uhr UTC am 18.11.) trat dann ein zweiter Sturmpeak auf, 30 bis 50 Meteore pro Minute konnten an guten Standorten im Raum Ostchina, Korea, Japan gezählt werden.



Die Europäer hatten dieses Jahr relativ schlechte Karten, da hier der Meteoritenschauer in die frühen Morgenstunden fiel, in denen die Dämmerung die Sicht behinderte.

Der nächste, grössere Leonidenstrom wird für November 2002 erwartet. Dann sind die gleissenden Leuchtspuren aber schlechter zu sehen, weil der Himmel vom Vollmond erhellt sein wird.



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Der zufällig gewählte Himmels-Ausschnitt : Orion mit Sirius

 Orion mit M42 und Sirius

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Ein seltener Feuerball (Fireball, Bolide) "über Sirius".

 Ein seltener Feuerball (Fireball, Bolide) "über Sirius"  Negativ-Photo

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Nach einer Minute : die von blossem Auge unsichtbare "Spur" des Feuerballs,
ein heller Meteor tief über dem Horizont und ein "schwacher Meteor" bei M42.

 Leoniden 2001  Negativ-Photo

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Einige Minuten später : ein heller Meteor und der verwehte "Persistent Train" des Boliden.

 Leonids 2001  Negativ-Photo

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Ort : Menzberg (zwischen Willisau und Wolhusen / Lu)
Datum : 18. November 2001 ca. zwischen 4:00 und 5:00 Uhr
Film : Fujicolor Superia 1600 / Kamerabrennweite : 35mm / Blende : 3,5

Die sehr hellen (!) Aufnahmen (es war "stockfinstere Nacht") sind das Resultat des "lichverschmutzten" Horizonts, des aufhellenden Schnees und des Photolabors !!



 Leoniden 2002
Leoniden 2002
:-(



Meteore - Sternschnuppen

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