Die 57. GV der SAG
Die 57. Generalversammlung der Schweizerischen Astronomischen
Gesellschaft (SAG) war dieses Jahr in der Leuchtenstadt Luzern zu Gast.
Perfekt organisiert von der Astronomischen Gesellschaft Luzern (AGL),
fanden schon früh am Morgen astronomie-begeisterte Teilnehmer/Innen
aus der ganzen Schweiz den Weg zur Aula der Schule Hubelmatt."Natürlich geplant", zeigte sich auch das Wochenend-Wetter von seiner
besten Seite - unser Zentralgestirn wurde von keiner Wolke getrübt !Gespickt von einem sehr interessanten Rahmenprogramm, welches am Samstag
nebst der eigentlichen Generalversammlung mit fünf Vorträgen und Beobachtungen
in der Sternwarte Luzern aufwartete, wurde den Teilnehmern am Sonntag ein
Besuch der "Baustelle" des Planetariums im Verkehrshaus der Schweiz geboten.
Samstag, 19. Mai
Der Startschuss fiel, nach einer willkommenen Stärkung mit Kaffee und frischen Gipfeln,
um 10:00 Uhr. Der Präsident der AGL und ein Vertreter der Stadt Luzern begrüssten
die zahlreich anwesenden Gäste.Der erste Vortrag, präsentiert von Reny Montandon, führte uns in die frühen Zeiten
der astronomischen Beobachtungsexpeditionen zurück. Für heutige Verhältnisse extrem
aufwendig war eine Reise von Jean Babtiste Chappe d'Auteroche, um den Venusdurchgang
von 1761 zu Beobachten. Um sein Ziel Toblosk zu erreichen, scheute der Astronom keine
Mühen. Mit umfangreichen Instrumenten im Gepäck, bezwang er abenteuerlichen Strecken
in Sibirien sogar mit dem Schlitten.Thomas Luder verbreitete die Hoffnung, das ein Leben nach einem Asteroideneinschlag
auf der Erde doch noch möglich ist (Danke Thomas !). Forschungsergebnisse zeigen heute,
dass es bezüglich des sonnenabdeckenden Staubes keine allzu grosse Rolle spielt, ob der
Asteroid gross oder relativ klein ist. Sehr grosse Staubmengen in der Atmosphäre bauen
sich im Verhältnis auch schneller ab, aber einige Monate ohne Sonnenlicht und Temperaturen
von bis zu minus 30 Grad müssten wir schon aushalten. Durch die Temperaturausgleichende
Wirkung der Meere hätten es küstennahe Bewohner "ein wenig angenehmer". Sehr schön war
sein Beispiel des 5 km grossen Asterioden der in ein 4 km tiefes Meer fällt !
War es dem super Wetter oder dem Tischwein zuzuschreiben, dass um 14:00 Uhr noch
fast keine Teilnehmer zur eigentlichen Generalversammlung anwesend waren ?
Mit einer (relativ geringen) Verspätung von 30 Minuten konnte die offizielle GV dennoch
eröffnet werden und relativ flott wurden die ersten Traktanten behandelt und genehmigt.
Probleme zeigen sich bei den abnehmenden Orion-Abonnementen und den sehr
spärlichen Einsendungen von deutschen Beiträgen. Anscheinend auch eines der
"Probleme" liegt dem Vermögen der SAG zugrunde - soll ein Verein eine spekulative
oder eher konservative (aber sicherere) Anlagestrategie verfolgen ? Hier zeigte sich, dass
Astronomen auch Anlagespezialisten sind (oder doch nicht ?). Dieses Bild bot sich
dem "neutralen Teilnehmer" der GV, kein Traktandum zeigte so viele, fast in's unendliche
gehende Wortmeldungen und Ratschläge - wahrlich ein astronomisches Traktandum !
Ohne Gegenvotum wurde hingegen die Sektion der Sternenfreunde Oberaargau
als jüngstes SAG-Mitglied aufgenommen.Extra aus dem Tessin angereist, um über seine Forschungsarbeit am IRSOL (Istituto Ricerche
Solari Locarno) zu Berichten, war Michele Bianda. Sein Hauptgebiet ist die (noch relativ
unbekannte) Polarisationsmessung am Sonnenrand und der linearen Polarisation in
Sonneneruptionen. Sein "Gregory-Coudé-Messinstrument" in Locarno ist ein Zwilling des
Vakuum-Gregory-Sonnenteleskopes von Teneriffa. Mit einer Öffnung von 45 cm und einer
imposanten Brennweite von 24 Metern kann 1% der Oberfläche analysiert werden !
Der Spektrograph ist ein Czerny-Turner mit einer Brennweite von 10 Metern und einem Gitter
von 18 x 35 cm mit 300 Linien/mm.Der Hauptvortrag : "Der Lebenszyklus des Universums", wurde von Prof. Dr. Tammann
vom Astronomischen Institut der Universität Basel bestritten. Sehr anschaulich und
einleuchtend war sein Modell der Expansion des Universums. Stellen sie sich vor, sie
sitzen auf einer Rosine inmitten eines aufgehenden Rosinenkuchens - alles bewegt sich
von ihnen weg (und von jeder anderen Rosine auch) ! Der Endzustand des "echten"
Universums liegt aber noch "im Dunkeln" und wird letztendlich durch die Materiedichte
desselben entschieden. Drei Varianten können eintreten : Wenig Masse - ewige Expansion,
"Mittlere" Masse : das Universum expandiert gegen einen Grenzwert und viel Masse : das
Universum kollabiert in einen "Big Crunch" (um wieder mit einem "Big Bang" von
vorne zu beginnen ?).
Im fünften und letzten Vortrag des Tages, erzählte uns "unser Redaktor" des Orions,
Dr. Noël Cramer vom Observatoire de Genève, einen Teil seiner Forschungsgeschichte.
Mit vielen Dias und Hintergrundinformationen unternahmen wir eine Reise von der
Sphinx auf dem Jungfraujoch, über die Forschungsstation auf dem Gornergrat (wo schon
die ersten Schäden des schwindenden Permafrostes - Treibhauseffekt sei dank oder auch
nicht !) bemerkbar sind bis hin zur "Traumsternwarte" La Silla in Chile. Amüsant war hier
der Werdegang des Schweizer Teleskopes. Grösseren Instrumenten weichend, kam es
anfänglich nie "zur Ruhe" und wurde von einem Ort zum andern verschoben. Dies hatte
oft den Vorteil einer optimalen Beobachtungslage. War dies nicht der Fall, war dafür
das Personalrestaurant in der Nähe - bei kalten Beobachtungsabenden auch kein Nachteil !
Die Gäste der GV, welche die nur wenige Meter entfernte Sternwarte der AGL besuchten,
konnten die momentane Aktivität der Sonne beobachten. Nebst den Sonnenflecken sah man
auch "ein paar" Protuberanzen und wer einen Blick in das Binokular warf, konnte deutlich
die Sichel der Venus am Tageshimmel erkennen.Sonntag, 20. Mai
Pünktlich um 10:00 Uhr trafen sich die "Sonntags-Teilnehmer" vor dem Verkehrshaus der
Schweiz in Luzern. Der Leiter des Planetariums, Daniel Schlup, lud zur Führung auf die
"Baustelle" ein. Nicht ohne berechtigtem Stolz erfuhren wir von ihm, dass das Luzerner
Plantarium besuchermässig weltweit eine Spitzenposition inne hat. Nur Paris und New York
verzeichnen höhere Besucherzahlen. Der totale Umbau beinhaltet eine neue Kuppelinnenseite
aus perforiertem Aluminium, eine neue "Soundanlage" und für die Bequemlichkeit der
Besucher gibt es an Stelle der alten Fiber-Stühle, neue, leicht nach hinten geneigte Polstersitze
mit Nackenstütze. Für ein optisch unvergessliches Erlebnis sorgen anstelle der alten
Dia-Projektoren nun 8 Video-Beamer. Mit diesen und einer neuen Computeranlage, welche
das Bild-, und Videomaterial in Echtzeit generiert, ist das neue Planetarium nun
"Multimedia-Fähig" und wird so zum "Space-Simulator". Der Demo-Film über die ISS
im momentanen Test-, und Justierstadium (der Planetarium-Anlage) liessen keine Zweifel
aufkommen - hier wird ein kleines "Wunderwerk" entstehen. Einziger Wehrmutstropfen : für
die immense Datenmenge reichen Megabytes nicht mehr aus, Diskkapazitäten von Terabytes
sind angesagt ! Da der "alte", dreissigjährige Zeiss-Projektor heute noch zum Besten gehört
wird er nicht ersetzt und wird sicher noch tausende von Besuchern in die Faszination des
Sternenhimmels entführen.
Für die Astronomische Gesellschaft Luzern
Peter Ens, Sternwarte Sursee
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