Dieser Artikel ist im Orion, Ausgabe 242 (Februar 1991) erschienen.
(Der Orion ist die Mitgliederzeitschrift der SAG, der Schweizerisch Astronomischen Gesellschaft)
"Die AAT90 der AGL"
- Ein Bericht von Peter Ens -
11. Amateur Astronomie Tagung in LuzernAm 13. und 14. Oktober 1990 fand die 11. Amateur Astronomie-Tagung in den Räumlichkeiten
der Kantonsschule Alpenquai in Luzern statt. Der Organisator dieser Tagung, die Astronomische
Gesellschaft Luzern (AGL), hatte Wetter und Tagungsmotto auf seiner Seite - die Sonne war
zentrales Thema an diesem Wochenende !
Da das Angebot an Referaten, Ausstellungen, Tonbildschauen und Videofilmen nebst der
permanenten Ausstellung diverser Fachhändler sehr gross war, musste man Prioritäten
setzen ! Wer sich für die Referate in der Aula entschied, hatte gut gewählt !
- Samstag -
Den Start am Samstagmorgen machte der bekannte Raumfahrtpublizist Men J. Schmidt. Von ihm
hörten wir viel über die Sonnen-Sonde Ulysses. So zum Beispiel, dass im Rahmen dieser
"International Solar Polar Mission" ursprünglich der Start zweier identischer Sonden vorgesehen
war (eine von der ESA, die andere von der NASA), die gleichzeitig den Nord- und den Südpol der
Sonne erreichen sollten.
Aus finanziellen Gründen musste die NASA ihr Projekt stark redimensionieren, so dass es sich
um einen beinahe europäischen Alleingang handelt. Die USA ist mit 50% an den Experimenten
beteiligt, lieferte dafür die nukleare Stromquelle und war für den Start und die Funkverbindung der
Sonde besorgt. Anhand diverser Grafiken erfuhren wir einiges über die ungewöhnliche Flugbahn
der Ulysses, die über den Sonnen-Südpol (Mai - Sept. 1994) und Nordpol führt (Mai - Sept. 1995),
nachdem Jupiter den richtigen Schwung dazu gliefert hat.
Eine Vertiefung der Ulysses-Mission erhielten wir von Dr. Urs Mall vom Physikalischen Institut
der Uni Bern. In seinem Vortrag behandelte und erklärte er einige Experimente an Bord der
Sonde. Insbesondere das Ionen-Sonnenwind-Experiment, dass ein Massenspektrometer mit
einem kombinierten Beschleuniger enthält und an dem die Uni Bern beteiligt ist, wurde genauer
"unter die Lupe genommen".
Im Themengebiet der Zürcher Sonnenstatistik und deren Anwendung kamen die Wolf'schen
Zahlen und deren Berechnungsgrundlagen zum Zuge. H.U.Keller zeigte diverse Sonnenstatistiken
mit "allen Höhen und Tiefen". Imponierend ist die genaue Trefferquote und das Ermitteln der
Vorhersage der Sonnenfleckenmaxima und der Steilheit der Anstiegsflanken.
"Andere Länder" verschätzen sich hier um einiges mehr !
Dass die Sonne ein variabler Stern ist, dies meinte Dr. Claus Fröhlich vom Weltstrahlungszentrum
des Physikalisch-Meteorologischen Observatorium Davos. In seinem Vortrag streifte er auch die
Problematiken der Klimaveränderung und des Treibhauseffektes. Ihm und allen andern Forschern,
die diese Zeichen lange vor den Politikern erkennen und ernst nehmen, gebührt ein grosses Lob
und Anerkennung !!
Ein Blick in die Halle der zahlreichen Aussteller. - Was ist mit unserer Sonne los ? - fragte sich Dr. Arnold Benz von der ETH Zürich.
Eruptionen, Sonnenflecken, Röntgenstrahlung und Radiobursts sind an der Tagesordnung,
ein eindeutiges Zeichen eines Höchststandes des elfjährigen Sonnenzyklus. Die meisten
Auswirkungen werden durch unsere Atmosphäre und die "noch vorhandene" Ozonschicht
gemässigt. Eindeutige Zeichen findet man jedoch in Störungen im Kurzwellen(Radio)-Bereich.
Die Nordlichter als Nebeneffekt der Sonnenaktivität sind ebenfalls sichtbare und herrliche
Beispiele. Im Sonnenfleckenmaximum nimmt die Helligkeit unseres Zentralgestirns bis zu
einem Promill zu. Diese klimatologischen Auswirkungen werden als Grenze des spürbaren
betrachtet.Diejenigen Tagungsbesucher, die noch Energie und Aufnahmekapazität hatten, liessen sich
anschliessend per Bus ins Verkehrshaus chauffieren - es waren nicht wenige !
Vor gefülltem Haus, resp. im gefüllten Cosmorama sprach Dr.h.c. Alfred Waldis über die
Anfänge und Erstehungsgeschichte der Weltraumfahrt. Ein Film, der dies alles noch
verdeutlichte, rundete diesen Vortrag ab.Als letzte Tagesaktivität konnte man in einer Spezialvorführung
im Planetarium diverse Himmelsreisen unternehmen. Hier wurden noch sehr viele Informationen
über die Astronavigation geboten.
- Sonntag -
Um neun Uhr am Sonntag-Morgen traf man sich zum Referat von T.K.Friedli aus Bern.
Sein Thema war die theoretische Theorie der theoretischen Sonnenbeobachtung !!"Unser Redaktor des Orion ", Noél Cramer vom Observatiore de Genève, berichtete übe
die Europäische Südsternwarte (ESO) in Chile . Er behandlte, mit vielen und schönen
Dias unterlegt (so dass einem das Fernweh plagte), den Werdegang und die verschiedenen
Geräte auf La Silla. Dass die Suche nach einem noch optimaleren Platz für das VLT
(Very Large Telescope) und die dazugehörigen Überlegungen und Abklärungen eine nicht
zu unterschätzende Arbeit und Entscheidung ist, wurde wahrscheinlich allen Zuhörern klar.
Voraussichtlicher Standort könnte eine Trockenwüste einige hundert Kilometer nördlich
von La Silla sein. Hier werden mit einer Niederschlagsmenge gegen 1 cm pro Jahr noch
optimalere Bedingungen vorausgesagt.Die zum Miniplanetarium umfunktionierten Kuppel der alten Sternwarte. Anstelle des Mittagessens konnte man die "Haussternwarte" der Astronomischen Gesellschaft
Luzern besichtigen. Die Führung beinhaltete den Besuch des Spiegelschleifkellers und der
zum Miniplanetariun umfunktionierten Kuppel der alten Sternwarte. In der "regulären" Sternwarte
fand nebst den diversen Gerätschaften vor allem das Sonnentelekop grosse Beachtung.
Die Sternwarte der AGL. Der abschliessende Sonntagnachmittag gehörte Prof.Dr.Kippenhahn vom Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik aus Garching bei München. Ein energiereiches Thema wurde hier geboten : Quasare, seit 1963 bekannt, stellen so gewaltige Energiequellen dar, dass sie es in ihren Helligkeiten mit den hellsten Galaxien aufnehmen können. Woher diese Energie bezogen wird, ist heute noch, ebenfalls wie die schwarzen Löcher, ein Geheimnis. Beinahe unglaublich dass Herr Kippenhahn bei einem so interessanten Thema hie und da wieder am Wachsein seiner Zuhörer zweifelte !!Sonnenfilter aktiv erleben, nicht nur Sammel von Unterlagen und Prospekten, dies wurde hier geboten ! Nebst diesen Vorträgen, die das Wochenende beinahe alleine schon ausfüllten, konnte man einige Fachausstellungen besuchen. Sehr interessant war die Radio-Empfangsanlage (zum Nachweisen des Sonnenrauschens) des Ch. Monstein, die diversen Stellwände zum Thema Sonne sowie die "Auslagen" aller Aussteller. Parallel dazu fanden in regelmässigen Abständen diverse Tonbildschauen statt und ebenso wurden diverse Videofilme gezeigt. Schade dass man sich hier nicht dreiteilen konnte. So hatte ich doch das Gefühl, einiges an Sehenswertem verpasst zu haben, konnte ich doch "nur" die Sonnentonbildschau besichtigen ! Dafür war jederzeit für das leibliche Wohl gesorgt und über alles gesehen war dies ein von der AGL perfekt organisiertes Wochenende !! Bis zum nächsten mal in ...? Peter Ens Sternwarte Sursee
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